Dr. sc. agr. Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profi-Gärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet eine Online-Beratung und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Vor-Ort-Termine an. www.die-pflanzenaerztin.de |
Was weniger gut ist: Wenn Leute aus dem Urlaub „grüne Souvenirs“ mitbringen. Der eine gräbt sich ein besonders schönes Exemplar in der freien Natur aus, der andere lässt sich aus dem Hotelgarten einen Ableger mitgeben.
Solche oder ähnliche Geschichten hören wir öfters. Einige Besucher der Bundesgartenschau möchten dann eine Bestimmung dieser Pflanzen oder Pflegetipps von uns erhalten. So beklagte sich neulich zum Beispiel eine Ratsuchende bei mir über die enorme Wuchskraft eines solchen Urlaubsmitbringsels in ihrem kleinen Reihenhausgarten.
Dies ist sicherlich eine der harmloseren Varianten. Und doch ist von solchen aktiven Mitnahmen unbedingt abzuraten. Denn es gibt genügend Fälle, bei denen es nicht so glimpflich ausgeht. Beispielsweise wenn sich ein gefährlicher Krankheitserreger im Saftstrom der Pflanze befindet, der oft über Monate keine sichtbaren Anzeichen eines Befalls zeigt. Dazu gehören vor allem Virus- oder Bakterienerkrankungen. Aktuell ist hier das Xylella-Bakterium zu nennen, welches unter anderem in Italien oder auf Mallorca an vielen Ziergewächsen große Schäden anrichtet.
Gut zu wissen: Zuallererst eine Entwarnung für Mensch und Tier: Für uns geht keinerlei Gefahr von dem Xylella-Bakterium aus. Dafür jedoch umso mehr für mindestens 300 verschiedene Pflanzenarten. Dazu gehören viele unserer Obst- und Laubbäume, Ziergewächse wie Oleander, Olive um nur einige zu nennen.
Eine genaue Auflistung der in der EU bislang betroffenen Wirtspflanzen und Fotos befallener Pflanzen finden Sie hier auf englisch mit botanischen Namen.
Warum ist das Bakterium so gefährlich? Es vermehrt sich in den Leitungsbahnen der Pflanze und verstopft diese, wodurch Wasser und Nährstoffe nicht ausreichend transportiert werden können. In der Folge kommt es zu braunen Blättern und welken Trieben. Schlussendlich stirbt die gesamte Pflanze ab – und eine Mittel zur Bekämpfung gibt es nicht.
Im Fall der Hobbygärtnerin aus dem Reihenhaus konnten wir ihr nur zu einem gründlichen Ausgraben ihrer „Wucherpflanze“ samt Wurzelausläufern raten. Zudem sollte sie die Pflanze im Restmüll entsorgen, um sicherzustellen, dass die Pflanze verbrannt wird. Nur so lässt sich eine unkontrollierte Verbreitung dieser unbekannten Pflanzenart verhindern.
Mein Tipp: Wenn Sie im nächsten Urlaub wieder einmal an einer schönen exotischen Pflanze in freier Natur vorbeikommen – einfach ein Foto machen und als Erinnerung in Ihr Urlaubsalbum stecken! Oder Sie kaufen ein Exemplar in einer richtigen Baumschule und achten darauf, dass dafür ein Pflanzen-Gesundheitspass vorliegt. So können Sie aktiv verhindern, dass Krankheitserreger sich ungehindert weiterverbreiten.
Bis zum nächsten Mal & viele Grüße aus Heilbronn
von Ihrer Pflanzenärztin Dr. Tina Balke