Ringelblume

Publiziert in Aktuelles

Die orange-goldene Ringelblume liebt als Bodenheilerin frisch angelegte Gärten und neu bearbeitete Flächen. Ihren saftiggrünen, spatelförmigen Blättern und dem vielkantigen Stängel entströmt ein eigenartiger Duft. Ist er nun süß, frisch oder modrig?
Eine Kolumne von Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg


Adelheid Lingg2017Adelheid Lingg's Seminare und Vorträge über das Wesen und die heilenden Kräfte der Pflanzen werden hoch geschätzt - auch auf den Gartentagen Lindau begeistert sie seit Jahren eine eingeschworene Fangemeinde. Die staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsführerin betreibt eine Gesundheitspraxis, ist erfolgreiche Buch-Autorin und vielen auch als Kräuterexpertin des Bayerischen Fernsehens bekannt. www.die-leda.de

Vital ist dieser Korbblütler auf jeden Fall. In leuchtendem Goldorange entlässt ein grüner Blütenboden einen Kranz aus strahlenden Zungenblüten und in ihrer Mitte orangefarbene oder braune Röhrenblüten. Aus ihnen wachsen ringförmig die einwärts gekrümmten, geringelten (!) Samen, die sich fleißig aussäen und der Pflanze – obwohl von Haus aus einjährig – einen Stammplatz im Garten sichern. Manchmal entflieht die Ringelblume sogar den Beeten und wildert auf Schuttplätzen, Wegrändern oder entlang von Zäunen aus.

Die Ringelblume blüht vom Frühsommer bis in den Dezember hinein, oftmals sogar noch nach dem ersten Schnee. Diese Zähheit und ihr Blütenreichtum, der viele Tage des Jahres währt, brachte ihr den botanischen Namen Calendula officinalis (lat. calendae = der erste Tag im Monat).

Sie trägt viele Volksnamen, wie Goldblume oder Goldrose, Sonnwendblume, Totenblume, Marienrose, Monats- oder Stinkblume und Engelrösle.

Ihre Inhaltsstoffe sprechen von ihrer Kraft: ätherische Öle, Schleim, Bitterstoffe, Apfelsäure, Salicylsäure, carotinartige Farbstoffe, Beta-Sitosterol (ein östrogenartiger Wirkstoff), Flavonoide, Violaxanthin, Tripen-Alkohole, Fermente, Saponine, Harze, Steroidanteile in den Samen (25% Fett, darin bis zu 70% Calendulasäure).

Wirkungen

Blutreinigend, leberunterstützend, giftausleitend, wurm- und schweißtreibend, erweichend, menstruationsregulierend und desinfizierend. Bei schlecht heilenden, vereiterten Wunden ist sie entzündungshemmend, wundheilend und schmerzstillend.

Als ein Sonnen- und Jupiterkraut wird die Ringelblume außerdem zum Mildern von übermäßiger Marskraft gegeben, z.B. bei Hitzköpfigkeit, Jähzorn, Ungeduld, eingesperrtem Feuer, stechenden Kopfschmerzen, Intoleranz oder Leichtsinnigkeit. Die Ringelblume lindert und glättet die Wogen, und im weißen Leinensäckchen am Leib getragen schenkt sie Sonnenenergie und Schutz.

Anwendungen

Tee: 2–3 Tassen täglich regulieren die Mensis und sind wohltuend in den Wechseljahren. Der Tee hilft Magen und Darm, reguliert den Blutabfluss und unterstützt bei Wassersucht.

Tee zur Spülung im Mundbereich nach dem Zahnziehen oder bei Affektion: Ringelblumen, zu gleichen Teilen mit Gänsefingerkraut gemischt, lässt die Wunden gut heilen und das Zahnloch schnell zusammenfallen.

Tee zur Förderung der Wundheilung: Ringelblumenblüten, Silbermantelkraut, Sanikelkraut, Schafgarbenblüten und Gundelrebenkraut zu gleichen Teilen mischen und 1 TL pro Tasse mit kochendem Wasser aufgießen, z.B. bei schlecht heilenden Wunden oder offenen Beinen. 1–3 Tassen pro Tag trinken.

Tinktur: Bei Pubertätsakne und Ekzemen gibt man zweimal täglich 2–3 Tropfen. Sie unterstützt den Lymphfluss bei geschwollenen Lymphknoten, Hals- und Mandelentzündungen. Zur Wunddesinfektion ist sie hervorragend geeignet und wirkt anregend auf die Wundheilung, auch bei Wunden im Genitalbereich. Gemeinsam mit Rosskastanientinkur wirkt sie heilend bei Krampfadern, und in Kombination mit der Weißen Taubnessel (als Tinktur und als Bad) bei Unterleibsbeschwerden und Weißfluss. Außerdem stärkt sie die Leber und die Hormonausscheidung.

Ringelblumen-Tinktur, 1:10 mit Rosenhydrolat verdünnt, ergibt ein herrliches Gesichtswasser, das die Haut frisch und klar erhält.

Ringelblumen-Blütenessenz (engl.: Marigold) hilft Menschen, welche manchmal nur oberflächlich zuhören und dann mit schnellen Worten andere verletzen, andere besser zu verstehen. Die Kommunikation wird warm, sanft und sensibel. Sie hilft Sexualität ohne falsches Schamgefühl und Empfindungskälte frei und echt zu erleben und zu genießen.

Ringelblumenöl gibt als Massageöl Schutz, Sicherheit und eine Wärmehülle. Das Öl hilft auch bei Hautkrankheiten, Pilzinfektionen und Scheidensoor. Der Ölauszug kann – ergänzt mit Rose, Lavendel und der australischen Blütenessenz „Spinifex“ – zu einer besonders hautschützenden und hautheilenden Salbe weiterverarbeitet werden.

Der Frischpresssaft von Stängel, Blatt und Blüte wird auf Warzen und Dornwarzen aufgetupft, dabei bei abnehmendem Mond beginnen und den Saft häufig auftupfen.

Tipp: Die goldorangefarbenen Zungenblüten der Ringelblume können wie Safran verwendet werden.

Gute-Laune-Heilkräuterbrot

Am Vorabend des Brotbackens: 300 g frisch gemahlenen Roggen mit 1 Päckchen Sauerteig zum Vorteig vermischen und zugedeckt an einem warmen Ort über Nacht stehenlassen.

50 g getrocknete Ringelblumenblüten und
30 g getr. Brennnesselblätter in 650 g Wasser
(oder: kleingeschnittene frische Kräuter und etwa 100 g Wasser weniger)
einweichen und ebenfalls zugedeckt über Nacht stehen lassen.

Am Brotbacktag:
700 g Weizen fein mahlen und in die Mitte ein „Dampferl“ (Vorteig) mit
40 g Hefe und
etwas Kräuterwasser ansetzen (ca. 10 Minuten). Nun den Vorteig mit dem Weizenteig, dem Kräuterwasser und
50 g Honig, 20 g Meersalz, je 20 g Kümmel und Koriander (angestoßen), 10 g Anis, 50 g Mohn, 50 g Sesam
gut kneten und lass das ganze 60 Minuten ruhen bzw. gehen. Dann knete nochmals fröhlich und lass es in der Backform oder im Brotkörbchen nochmals 30 Minuten gehen.
Ergibt ein richtig großes oder zwei kleine Brote.

Vor dem Einschieben mit Wasser bestreichen und mit der Gabel ringsum einstechen.

Backen: 10 Minuten mit 250 °C (eine Tasse Wasser ins Backrohr),
dann 40 Minuten mit 175–180 °C Celsius backen,
abschließend 5 Minuten im abgestellten Backofen nachziehen lassen.

Hmmm, so fein – Vitalkraft im Brot!

Buchtipp: Das Heilpflanzenjahr, von Adelheid Lingg, Kosmos Verlag Stuttgart, € 19,99