Der Apfel

Publiziert in Aktuelles

Welch unvergleichliches Aroma, welch herrlicher Geschmack, welche Kraft steckt in einem sonnengereiften Apfel, reif von einem Hochstamm geerntet! Da kann die überzüchtete, künstlich mit Gas gereifte Frucht eines verkrüppelten Plantagenbaumes in keiner Weise mithalten.
Eine Kolumne von Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg


Adelheid Lingg2017Adelheid Lingg's Seminare und Vorträge über das Wesen und die heilenden Kräfte der Pflanzen werden hoch geschätzt - auch auf den Gartentagen Lindau begeistert sie seit Jahren eine eingeschworene Fangemeinde. Die staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsführerin betreibt eine Gesundheitspraxis, ist erfolgreiche Buch-Autorin und vielen auch als Kräuterexpertin des Bayerischen Fernsehens bekannt. www.die-leda.de

Äpfel gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Holzapfel (Malus sylvestris), die Wildform unseres Kultur-Apfels, trägt noch Sprossdorne.

Apfel seht für Glaube, Edelmut, Dankbarkeit und ein offenes Herz, das bereit ist zu geben und zu empfangen. Apfel gleicht aus zwischen Mangel und Überfülle, in ihm wirkt die weiße Göttin mit Weisheit, Licht und Liebe.

Was der Apfelbaum den Alten war

Ischtar, Aphrodithe wie auch Iduna wurden in verschiedenen Kulturen als Göttinnen der Schönheit und Fruchtbarkeit verehrt und als Trägerinnen des Geheimnisses der Apfelbäume. Hera, die Göttergattin von Zeus, hütete einen Paradiesapfelbaum mit goldenen Früchten, der den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit verlieh.

Das Apfelland der Kelten im äußersten Westen, hinter dem Land, wo die Sonne untergeht und wird das Land der „ewigen Jugend“ genannt. Für die irischen Könige war das Geschenk der Göttin Morgaine, ein Apfel oder ein Zweig mit silberweißen Apfelblüten, die Eintrittskarte auf die ewig fruchtbare, grüne, blühende, friedliche Apfelinsel Emain.

Seit der Antike ist der goldene Reichsapfel ein Symbol der Königsherrschaft. Mit ihm hielt der Herrscher die innere Weisheit, das Blut der Bäume und die äußere Kraft des Sonnengoldes und seiner Weisheit („Besonnenheit“) in seinen Händen.

Die Wertstoffe und ihre Wirkungen

Apfelholz, dieses harte, kostbare Holz mit seiner rot-goldenen Maserung, war ein „Hochzeitsring“ – ein Liebespfand für Mann und Frau.

Die Apfelfrucht besteht bis zu 30 % aus Pektinen. Diese fördern die Entgiftung über unseren Darm. Dort quellen sie auf und binden toxische Stoffwechselprodukte, aber auch Gifte wie Quecksilber oder Blei. Pektin senkt den Blutfettspiegel und fördert die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Malic- oder Tanninsäuren unterbinden die schädliche Fermentbildung im Darm und reduzieren dabei übermäßige Bakterienansiedlung.

Inhaltsstoffe: Apfelsäure, Gerbsäure, Flavonoide, Enzyme, ätherische Öle, Pektin, Vitamine A, B, C, E, Magnesium, Kalium, Calcium, Eisen, Kieselsäure, Schwefel, Phosphorsäure.

Wirkungen: Giftstoff ausleitend, abführend, Blut reinigend, Fieber senkend, Cholesterin senkend, kräftigend, Gewicht reduzierend, Blutfett senkend, Abwehrkraft steigernd.

Die aus Äpfeln ausströmenden Gase bringen alles in ihrer Nähe zum Reifen und halten beim Verzehr doch ewig jung.

Apfelkerne, täglich einen gegessen, versprechen Schutz und gesunde Stärke. Apfelkerne enthalten allerdings Amygdalin, ein Blausäure-Glykosid – deshalb nur in kleinen Mengen genießen!

Ernten wir die Äpfel im letzten Viertel des Mondes, an Fruchttagen, so sind sie besonders schmackhaft und halten lange frisch. Spätestens jedoch am 16. Oktober – am St. Gallus-Tag – sollte die Apfelernte eingebracht sein: „Nach St. Gallus Tag – kein Apfel mehr pflücken mag.“

Feines und Heilkräftiges aus dem Apfel

BernerRosenapfel 7631Äpfel gelten seit alters her als gutes Diät- und Heilmittel. Zwei Äpfel an Fruchttagen (Widder-Löwe-Schütze) gegessen sind hilfreich bei Verdauungsstörungen, Magen-Darmentzündungen und zur Gewichtsreduzierung. Apfel stabilisiert die Abwehrkraft, Herz und Kreislauf, Gefäße, Haut, Nieren, Leber, Magen-Darm und unsere Nerven.

Apfelblätterknospen oder gewalkte Apfelblätter auf Geschwüre aufgelegt ziehen Hitze heraus und heilen.

Apfelblütentee ist wunderbar bei Erschöpfung, Heiserkeit, Fieber, Husten, Nieren- und Hautthemen.

Apfelschalentee wirkt Harnsäure ausscheidend, beruhigend, fiebersenkend und schmeckt auch noch gut.

Gebratene Äpfel sind eine wunderbare Winterspeise und lindern Heiserkeit.

Apfeltee heiß oder kalt getrunken stärkt die Nerven und die Konzentration und beruhigt bei Schulstress. Natürlich können auch die abgeseihten Apfelstückchen mit Genuss geknabbert werden. Äpfel in kleine Stückchen schneiden und mit kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 30 Minuten ziehen lassen und dann abseihen.

Apfelbrei bei Blutergüssen oder blauem Auge: einen Apfel frisch reiben, auf ein Mulltuch messerrückendick auftragen, falten und auf die betroffene Körperregion auflegen.

Bei Durchfall kann Apfelbrei (auf einer Glasreibe geriebenen) löffelweise zur Heilung genommen werden.

Schönes für die Haut: 1 EL Haferflocken mit etwas warmem Wasser anteigen und quellen lassen, dann 1 geriebenen Apfel und 1 TL Mandelöl unterrühren und als Gesichtsmaske auftragen, nach 10–20 Minuten mit klarem Wasser abnehmen. Steigert die Durchblutung der Haut und nährt sie.

Apfelblütenessenz: Reinigt die Gedanken und den Leib, hilft alles Überflüssige loszulassen und sich klar an das Wesentliche zu erinnern.

Apfelräucherung: Aus Blüte, Holz und Rinde. Entwickelt einen frischen, holzigen Duft und spendet Reinigung, Belebung und Stärke.


Ihre Adelheid Lingg

Buchtipp: Das Heilpflanzenjahr, von Adelheid Lingg, Kosmos Verlag Stuttgart, € 19,99