Natur des Jahres 2024

Publiziert in Aktuelles
Natur des Jahres 2024 Foto: Julian Denstorf

Blumen des Jahres

Weil ihre rosa- bis purpurfarbenen Blütenstände ab Mitte Mai sehr hübsch sind, gehört die Grasnelke(Armeria maritima) auch zum Sortiment der Staudengärtnereien. Zudem locken sie Schmetterlinge und Wildbienen aller Art an, bis tief in den Herbst hinein. Die polsterartige, nur bis 30 cm hohe Pflanze mit schmalen, grasartigen Blättern verträgt zwar Salz und Trockenheit, ist jedoch sehr konkurrenzschwach. Die intensive Landwirtschaft nimmt der Grasnelke und damit auch vielen Insekten und Vögeln ihre Lebensräume in der Natur. Mit der Wahl zur Blume des Jahres möchte die Loki Schmidt Stiftung daher zum Schutz heimischer Wildpflanzen und zum Erhalt blütenreicher Magerrasen und Salzwiesen aufrufen. Auch ein Gründach eignet sich als Ersatzlebensraum.


Die Mückenhändelwurz (Gymnadenia conopsea) gehört zu den größten heimischen Orchideen: Sie kann bis 1 m hoch werden, mit einer Blütenähre von bis zu hundert Einzelblüten. Die Orchidee des Jahres hat eine Vorliebe für eher gut durchfeuchtete, aber nicht nasse und basenreiche Böden. Sie besiedelt deshalb bevorzugt Mager- und Halbtrockenrasen, gerne auch extensiv beweidete Wiesen oder Nieder- und Quellmoore. Während solche Lebensräume in Bayern noch relativ häufig zu finden sind, gehen die Bestände vor allem im nördlichen Deutschland stark zurück.

Prämierte Gehölze

schwarzer holunder nabu helge mayDie Dr. Silvius Wodarz Stiftung hat die Echte Mehlbeere (Sorbus aria) zum Baum des Jahres 2024 erklärt. Das heimische Wildobst-Gehölz ist ein mittelgroßer Baum bis 12 m Höhe, kann aber auch strauchförmig wachsen. Im Sommer erkennt man ihn leicht an den silberflimmernden Blattunterseiten. Im Frühjahr verbreiten die weißen Blütendolden ihren Wohlgeruch. Ihre ganze Schönheit aber präsentiert die Mehlbeere im Herbst, wenn die orange bis scharlachrot gefärbten Früchte durch die gelb- bis goldbraune Laubkrone scheinen. Der beliebte Parkbaum bevorzugt sonnige Standorte und wenig Konkurrenz. Da er sehr trockenheitsverträglich ist, wird er künftig eine wichtige Rolle spielen in der Stadtbegrünung.

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) wächst gerne in Siedlungsnähe, an Feldrändern, in sonnigen Waldlagen oder auch auf unwirtlichem Untergrund. Seine Blütendolden zeigen den Frühsommer an. Im Spätsommer hängen die Dolden voller schwarzglänzender Früchte, an denen sich unzählige Lebewesen laben. Auch für den Menschen sind sie aufgrund ihrer Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe wertvoll; als völlig unbedenklich gelten sie allerdings erst, wenn sie über eine halbe Stunde verkocht wurden. Pharmakologen wissen zudem über die Heilkräfte von Blüten, Blättern und Rinde zu berichten. Daher wurde der Schwarze Holunder zur Heilpflanze des Jahres 2024 ernannt. (Foto: Helge May/NABU)


Landschaften des Jahres

Die Sumpfdotterblumen-Wiesen soll als Pflanzengesellschaft des Jahres in das öffentliche Blickfeld gerückt werden. Üppige feuchte Wiesen mit der namensgebenden Sumpfdotterblume sowie vielen anderen wilden Schönheiten wie Kuckucks-Lichtnelke oder Schlangen-Knöterich gehören zu den artenreichsten heimischen Ökosystemen. Leider sind sie aufgrund von Intensivierungsmaßnahmen großflächig vom Rückgang bedroht.

Das Waldgebiet des Jahres ist in Südbayern kein Unbekannter: der Augsburger Stadtwald. DieserLech-Auwald wurde ausgezeichnet, weil es hier auf hervorragende Weise gelingt, Naturschutz, Trinkwasserschutz, Erholung, Bildung und forstliche Nutzung in Einklang zu bringen.

 

Pilz des JahresSchopftintling dgfm GerhardSchuster 01

Man kann den Schopftintling häufig an Wegrändern und Parkplätzen entdecken und die älteren Exemplare relativ leicht identifizieren: Bei denen verfärben sich nämlich Hut und Lamellen zunächst rosa, dann schwarz und tropfen schließlich als dunkle »Tinte« zu Boden. Im Jugendstadium dagegen ist er mit seinem noch weißen, beschuppten, walzenförmigen Hut ein ausgezeichneter Speisepilz. (Foto: Gerhard Schuster)

 

 

Wildtiere des Jahres – am Boden und in der Luft

Weil unsere Landschaft immer eintöniger geworden ist, trifft man Igel inzwischen wesentlich häufiger in Siedlungsbereichen mit Gärten und Grünanlagen an. Nach Einbruch der Dunkelheit durchstreifen die Stacheltiere ihr Revier auf der Suche nach Würmern und Insekten. Dabei sind sie mitunter sehr geräuschvoll. Ihren Winterschlaf halten sie in gut isolierten Bauten. Rückzugsorte wie Laub- und Reisighaufen, eine durchlässige Grundstücksgrenze und der Verzicht auf Pestizide sind Voraussetzung, damit sich das Wildtier des Jahres bei uns wohlfühlt.

Kiebitz NABU CEWE ThHempelmannDer Kiebitz hat für dieses Jahr das Amt als Vogel des Jahres übernommen. Auffallend ist die Federhaube auf seinem Kopf. Der etwa taubengroße Vogel liebt Feuchtwiesen und Moore. Weil diese Lebensräume vielfach trockengelegt wurden, ist sein Bestand in den vergangenen Jahrzehnten drastisch eingebrochen. (Foto: Th. Hempelmann/CEWE /NABU)

Charakteristisch für die Kreuzotter (Vipera berus), unsere (fast) einzige Giftschlange, sind das meist scharf von der Körperfärbung abgegrenzte Zickzackband auf dem Rücken sowie die senkrecht stehenden Pupillen. Das Reptil des Jahres ist vor allem tagaktiv und besiedelt strukturreiche Heide- und Moorgebiete, Waldränder und Lichtungen. Ihre Bisse sind für gesunde Menschen kaum gefährlich. Schutzmaßnahmen sollten in erster Linie auf den Erhalt ihrer kleinräumigen Biotope abzielen, zum Beispiel durch Anlage von Steinriegeln als Unterschlupf.

 

Insekten des Jahres

Der hohe Pestizideinsatz im konventionellen Weinanbau ist verantwortlich für die Bedrohung des Mosel-Apollofalters (Parnassius apollo ssp. vinningensis). Sie zählen mit einer Flügelspannweite von 6–7,5 cm zu den größten Tagfaltern in Deutschland. Die Hinterflügel tragen zwei rote Augenflecken mit schwarzer Umrandung und weißem Kern. Die ausschließlich im unteren Moseltal vorkommende Unterart besiedelt Felsen inmitten der Weinberge. Dort werden die Pestizide per Hubschrauber ausgebracht, wodurch sie maximale Schäden anrichten.

Stierkaefer Istvan SabinePalfi naturgucker 52783365421Das Insekt des Jahres, der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus), gehört mit 14 bis zu über 20 mm zu den größeren Käfern Deutschlands. Er nutzt wie alle Mistkäfer den Dung von pflanzenfressenden Tieren zur Versorgung seiner Larven und spielt damit eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem. Unter anderem leidet sein Bestand unter dem pauschalen Einsatz von Entwurmungsmitteln in der Weidetierhaltung. (Foto: Istvan u. Sabine Palfi/Naturgucker)

Die Mond-Azurjungfer (Coenagrion lunulatum) kann leicht mit verwandten Kleinlibellen verwechselt werden. Ihre 
Bestände in Europa sind in den letzten 
Jahren eingebrochen, in Süddeutschland fast vollständig . Besonders wohl fühlt sie sich in Hoch- und Übergangsmooren mit reicher Unterwasser-Vegetation. Nur der Erhalt naturnaher Moore und Kleingewässer kann die Libelle des Jahres vor dem Aussterben retten.

Holzbiene  ManfredAyasseDie Weibchen der Blauschwarzen Holzbiene (Xylocopa violacea) zählen mit 2–3 cm zu den größten Wildbienen in Deutschland und fallen durch ihre bläulich glänzenden Flügel auf. Die Wildbiene des Jahres besiedelt stets wärmebetonte Lebensräume, am liebsten Streuobstwiesen mit viel Alt-und Totholz. (Foto: Manfred Ayasse)