- Im Bauerngarten werden Nutz- und Zierpflanzen sinnvoll kombiniert.
- Geometrisch angelegte Wege und Beeteinfassungen sorgen für die Gliederung.
- Geeignete Blumen sowie bauliche Elemente stützen die romantische Ausstrahlung.
Mit den Zwängen unserer Wohn- und Arbeitswelt wachsen die Sehnsüchte nach der fröhlichen Üppigkeit bunter Blüten, und man erinnert sich der Romantik von Großmutters Bauerngarten. Dieser steht für einen weit verbreiteten Trend – weg von gefühlloser Prunksucht, hin zu der charmanten Mischung aus Schönheit, Nützlichkeit und Freizügigkeit vergangener Zeiten.
Das „Prinzip Bauerngarten“
Im Idealfall ist ein Bauerngarten so angelegt, dass mit relativ geringem Arbeitsaufwand aus begrenzter, kleiner Fläche ein Optimum an Erntegut und Blütenpracht herausgeholt wird.
Ursprünglich wurden dabei ausschließlich Pflanzen angebaut, die irgendeinen einen Nutzen haben; ob für die Ernährung, als Gewürz, Färbemittel, Faser- oder vor allem Heilpflanze. Aus den Wurzeln der Pfingstrose beispielsweise ließen sich krampflösende Präparate zubereiten; die Madonnenlilie lieferte ein schmerzlinderndes Öl, und die Blüten der Ringelblume sind heute noch der Grundstoff für eine wertvolle Hautsalbe.
Erst in der Barockzeit entdeckte man, dass schon alleine ihre Schönheit den Anbau vieler Pflanzen rechtfertigt. Der Buchs war eine der ersten Pflanzen, die auf diese Weise Eingang in die bäuerlichen Gärten Mitteleuropas fanden.
Im magischen Weltbild früherer Zeiten sollten die funkelnden und spiegelnden Bauerngarten-Kugeln Dämonen und böse Geister vertreiben. Heutige Gärtner reizt mehr, dass ihr Blinken Vögel abwehren und die gespeicherte Wärme vor Nachtfrösten schützen kann. Oder dass sie einfach hübsch aussehen.
Geordnetes Durcheinander
Im Bauerngarten wird seit jeher eine bunte Mischkultur gepflegt: Manche Kräuter ergänzen sich in Wuchsform und Wurzelwachstum gut mit Gemüsearten. Blumen zwischen den Nahrungspflanzen sorgen für eine vorteilhafte Durchwurzelung des Bodens und schützen ihn vor Austrocknung. Die Blüten locken zudem nützliche Insekten an und verwirren potentielle Schaderreger.
Streng geometrisch angelegte Wege geben dem scheinbaren Durcheinander den notwendigen Halt. Nach dem Vorbild der Klöster wurde das Wegekreuz eingeführt, vielfach mit einem Mittelrondell. Die dadurch erfolgte Vierteilung der Fläche erleichterte zudem die Einhaltung der Fruchtfolge: Starkzehrer, Mittelzehrer, Schwachzehrer und standorttreue Kulturen lassen sich auf diese Weise übersichtlich auseinander halten. Zum Charakter dieser strukturierten Beete passen sehr gut lebendige Beeteinfassungen, am häufigsten mit besagtem Buchs. Allerdings muss man sich heute wegen diversen Buchsleiden, allen voram dem Buchsbaumzünsler, nach geeigneten Alternativen umsehen, z. B. der Japanischen Stechpalme (Ilex crenata), Zwerg-Eibe oder Zwerg-Liguster.
Bauerngarten-Blumen
Stauden: Primeln, Blaukissen und Steinkraut, Gemswurz, Tränendes Herz, Nelken, Bauerngartenpfingstrose, Hauswurz, Schwertlilien, Fingerhut, Madonnenlilie, Sommermargerite, Sommerphlox
Zwiebelblumen: Hyazinthen, Kaiserkrone, Gladiolen, Dahlien
Sommerblumen: Bechermalve, Fleißiges Lieschen, Jungfer im Grünen, Kapuzinerkresse, Levkoje, Löwenmaul, Ringelblume, Sommeraster; Vergissmeinnicht, Goldlack, Bartnelke, Stockrose
Die wichtigsten Elemente
Der Zaun muss heutzutage keine echte Schutzfunktion mehr erfüllen; stattdessen sollten Material und Form den Stil des Bauerngartens transportieren. Knorrige Hölzer, rostige Gitter oder bemooste Steine sind nicht störend, sondern willkommene Symbole für Naturverbundenheit und Individualität.
Entlang des Zauns oder als Raumteiler wachsen oft die anspruchslosen Johannis- oder Stachelbeeren; in ausreichend großen Gärten sollte sich auch Platz für den einen oder anderen Obst-Hochstamm finden.
Im Blumenbeet gedeiht eine üppige Gemeinschaft, in der ständig etwas blüht. Dabei sind es neben zahlreichen typischen Stauden (siehe Kasten) nicht zuletzt die Sommerblumen, die für eine bunte Mischung sorgen.
In einem romantischen Bauerngarten beschränkt man sich gerne auf eher zarte Pastelltöne. Auf knallige Farbzüchtungen, die allzu aufdringlich aus der Gemeinschaft hervorstechen, sollte man dabei besser verzichten.
Ein besondere Rolle spielen natürlich die Rosen: Mit Duft, Farben und Verspieltheit ihrer Blüten- und Wuchsformen passen historische Rosen am besten in den Bauerngarten, beziehungsweise die Englischen Rosen, die Charme und Robustheit der alten Sorten mit modernen Zuchtzielen vereinigen.
Ein klassisches und ebenfalls sehr romantisches Element ist der Rosenbogen, der aber auch mit Clematis oder anderen hübschen Blüten berankt sein kann.
Wer gerne die Tradition des Bauerngartens lebendig erhalten möchte, der kann alte Kulturpflanzen anbauen. Die Stärke solcher Arten liegt in ihrer Bescheidenheit und Robustheit, die in der Regel wenig Pflege oder gar Pflanzenschutz erfordert. Auf diese Weise lassen sich die Vorzüge dieser vergessenen Schätze wieder entdecken, wie Ampfer, Stielmus oder Kohlrübe, Portulak, Melde oder Gutem Heinrich, Pastinake, Haferwurz oder Kerbelrübe.