- Für den optimalen Zeitpunkt ist einerseits das individuelle Stadium ausschlaggebend, andererseits Tages- und Jahreszeit.
- Ein sorgfältiger Umgang mit dem Erntegut kommt Qualität und Haltbarkeit zugute.
- Zeitiges und mehrmaliges Durchernten verbessert die nachfolgenden Erträge.
Für jede Gartenfrucht gibt es den individuell richtigen Zeitpunkt
Unerfahrene Gärtner neigen dazu, Früchte und Gemüse „lange wachsen und reifen“ zu lassen. Wenn man jedoch den richtigen Zeitpunkt verpasst und zu spät erntet, verschlechtert sich bei vielen Arten die Konsistenz; Kohlrabis werden holzig, Radieschen zäh, Salat schosst, auch Brokkoli blüht aus und Erbsen werden mehlig. Ebenso leidet die geschmackliche Qualität meist darunter.
Gibt es einen optimalen Termin?
Bei kühler Herbstwitterung schreitet die Entwicklung nur noch langsam voran; dadurch kommt es auch nicht so genau auf den Erntetermin an. Im Sommer hingegen, bei trockener Hitze, wird das günstigste Stadium ganz schnell überschritten. In diesen Wochen sollte deshalb in kurzen Abständen geerntet werden.
Der (späte) Nachmittag ist der günstigste Erntetermin innerhalb des Tagesverlaufs hinsichtlich des Nitratgehalts im Gemüse. Außerdem ist dann auch das Erntegut abgetrocknet. Der Wertstoffgehalt ist allerdings in den Morgenstunden am höchsten.
Um nicht zuviel von einem Gemüse auf einmal verzehren zu müssen, empfiehlt sich (v. a. bei Salaten, Radieschen, Kohlrabi ...) der satzweise Anbau, also die Nachsaat jeweils kleinerer Mengen im Abstand mehrerer Wochen. Lediglich bei lagerbaren Gartenfrüchten ist die einmalige Aussaat großer Flächen sinnvoll.
In welchem Stadium sollte geerntet werden?
Bei den meisten Arten sollte man insbesondere der Blüte zuvorkommen, weil die oft mit Verholzung, Qualitäts- und Mengenverlusten einher geht. Vor allem bei den Frühgemüsen ist zudem zeitig zu ernten, sobald das Erntegut eine akzeptable Größe erreicht hat. Zucchini werden am besten abgenommen, wenn sie etwa Bananengröße haben: Ausgewachsene Riesenfrüchte verlieren ihren Geschmack, sind voller Samen und können normalerweise von einer Familie gar nicht verzehrt werden.
Regelmäßiges frühzeitiges Auspflücken empfiehlt sich zudem bei allen Fruchtgemüsen wie Tomaten, Gurken oder Bohnen, die über einen längeren Zeitraum beerntet werden, weil dadurch die Bildung neuer Blüten und und das Wachstum nachfolgender Früchte gefördert wird.
Eine Ausnahme bilden Spätgemüse. Wurzelgemüse zum Beispiel schmecken meist besser, wenn sie lange in der Erde bleiben, Grün- und Rosenkohl sollten gar ersten Nachtfrösten ausgesetzt sein.
Auch die Haltbarkeit für die Lagerung lässt sich durch eine möglichst späte Ernte verbessern – aber bevor das Erntegut durch Fröste geschädigt werden kann! Zudem ist trockene Witterung abzuwarten. Nach Nachtfrösten darf Obst oder Gemüse erst geerntet werden, wenn es wieder aufgetaut ist.
Behandeln Sie das Lagergut, das nicht frisch verwertet wird, möglichst sorgfältig, denn Verletzungen und Druckstellen sind der Ausgangspunkt für Fäulnis.
Sonderbehandlung für Wurzeln und Zwiebeln
Wurzelgemüse wie Möhren hebt man mit der Grabgabel aus dem Boden und schüttelt grobe Erdschollen ab. Danach lagert man es rasch ein, ohne es zuvor zu waschen.
Kohlarten, Zichoriensalate, aber auch Lauch und Sellerie kann man jedoch auch mit Wurzeln ernten, weil sie dann bei Lagerung länger frisch bleiben.
Manchmal wird Zwiebeln empfohlen, das Zwiebellaub oberhalb der Knollen umzuknicken, um die Ausreife zu beschleunigen. Grundsätzlich funktioniert das, aber die Haltbarkeit ist höher, wenn man sie natürlich ausreifen lässt. Bevor man sie zu Zöpfen flechtet, lässt man sie etwa zwei Wochen lang abtrocknen.
Wenn man Möhren, Rote Bete und andere Wurzelgemüse 24 Stunden vor der Ernte angräbt und leicht anhebt, so dass die meisten Wurzeln reißen, steigt das eingelagerte Nitrat zum großen Teil in das Laub auf. Die Wurzeln werden somit von diesem Schadstoff befreit.
Worauf ist beim Obst zu achten?
Wer Obst selbst anbaut, wird großen Wert darauf legen, dass er im Gegensatz zur Handelsware den optimalen Zeitpunkt abwarten kann. Dadurch lässt sich die individuelle Erntereife – und somit das volle Aroma der Früchte erreichen.
Die Früchte reifen nicht alle gleichzeitig; meist muss man mindestens zweimal durchpflücken. Zum falschen Termin geerntete Früchte sind anfälliger für Mängelkrankheiten, wie Stippe, Fruchtfäule oder Fleischbräune.
Wenn sich der Stiel leicht löst
Die Reife der verschiedenen Kernobst-Sorten ist schwieriger zu erkennen als beim Steinobst – siehe Tabelle. In der Regel kann man ernten, wenn sich der Stiel bei leichtem Drehen der Frucht löst. Bei den Lagersorten ist allerdings zwischen Pflück- und Genussreife zu unterscheiden; sie werden erst durch Lagerung reif für den Verzehr.
Am besten wählt man zur Ernte einen Nachmittag bei trockener Witterung; dann ist auch die morgendliche Taunässe abgetrocknet. In gefrorenem Zustand dürfen die Früchte nie geerntet werden.
Erntereife bei Kernobstsorten
August: Äpfel: 'Weißer Klarapfel', 'Stark Earliest'; Birnen: 'Clapps Liebling', 'Frühe von Trevoux'.
September: Äpfel: 'Alkmene', 'Berlepsch', 'Cox Orange', 'Elstar' (bis Okt.), 'Goldparmäne', 'Gravensteiner', 'James Grieve'; die meisten Birnensorten.
Oktober: Äpfel: 'Boskoop', 'Goldparmäne', 'Jonagold', 'Ontario'; Birnen: 'Gräfin von Paris', 'Madame Verté'.