- Bauernregeln basieren auf langjährigen Beobachtungen, die nicht immer, aber zu einem guten Teil heute noch gelten.
- Witterungsrhythmen und Naturphänomene dienen als wichtigste Anhaltspunkte.
- Besonders wertvoll sind Regeln, die Hinweise für die Gartenarbeit geben oder selbst zu Beobachtungen anregen.
Lernen aus reichen Erfahrungen – doch nicht alles stimmt wörtlich
Bei den Bauernregeln handelt es sich um kurz- bis mittelfristige Wetterprognosen oder um Leitsätze zur Terminierung bestimmter Arbeiten. Es ist erstaunlich, wie viel Wissen unsere Ahnen ohne wissenschaftliche Statistiken und Techniken ansammeln konnten. Da man das Wissen meist mündlich überliefert hat, wurde es in einprägsame Verse gefasst, damit man es sich leichter merken konnte. Es ist zu begrüßen, dass dieser Erfahrungsschatz heute wieder stärker gewürdigt und dabei die Natur intensiver beobachtet wird.
Woher kommen die Bauernregeln?
Sie entstammen einem hunderte Jahre alten Erfahrungsschatz unserer Vorfahren, die noch stärker als wir heutzutage den Naturrhythmen ausgeliefert waren und sich mit ihnen arrangieren mussten. Man hat Wind und Regen, die Gestirne, die Jahreszeiten und die Entwicklung der Pflanzen genau beobachtet, entdeckte Zusammenhänge und schloss daraus auf gewisse Gesetzmäßigkeiten. Schließlich wurde das zusammengetragene Wissen in Reimform gebracht, um es so von Generation zu Generation weiterzugeben.
Haben Bauernregeln heute noch Gültigkeit?
Nicht immer darf man die Bauernregeln wörtlich nehmen. Zum Beispiel soll das Wetter oftmals noch über Wochen so bleiben wie an einem bestimmten Termin; man nennt diese „Lostage“. Am bekanntesten ist wohl der „Siebenschläfer“ (27.6.):
Das Wetter am Siebenschläfertag
noch sieben Wochen bleiben mag.
Doch häufig erweisen sich diese Prognosen als falsch. Eine Erklärung dafür ist, dass Wetterregeln oft eng an eine bestimmte Region gebunden sind. Die Lage an einem großen Gewässer oder einem Bergrücken kann schon wenige Kilometer weiter für ein völlig anderes Klima sorgen. Solche lokalen Bezüge aber sind in unseren globalisierten Bauernregel-Sammlungen vielfach verloren gegangen. Außerdem müssen wir feststellen, dass sich das Klima wie der jährliche Witterungsverlauf in den letzten Jahrzehnten massiv verändert haben und unberechenbarer geworden sind.
Dennoch: Bauernregeln basieren häufig auf intensiven Beobachtungen, von denen die Existenz abhing. Beispiele:
Nach Mattheis (24.2.)
geht kein Fuchs mehr über‘s Eis.
Mit der Sens` St. Barnabas (11.6.)
schneidet ab das längste Gras.
Die erste Birn` bringt Margaret (20.7.),
drauf überall die Ernt' angeht.
St. Hedwig (15.10.) und St. Galle (16.10.)
machen das schöne Wetter alle.
Im November Morgenrot
mit langem Regen droht.
Die beschriebenen Zusammenhänge lassen sich nicht einfach vom Tisch wischen. Auch bei Untersuchungen hat sich daher die Aussagekraft mancher Bauernregel immer wieder bestätigt.
Die Eisheiligen
Man sollte nicht erwarten, dass sich die Temperaturen exakt von 12. bis 15. Mai noch einmal dem Nullpunkt nähern. Aber die Eisheiligen erinnern daran, dass auch bei verlockender Wärme in diesem Zeitraum Rückschläge drohen.
Was kann man konkret daraus lernen?
Man sollte verschiedene Arten von Bauernregeln unterscheiden. Da gibt es einige, die einfach die Eigenschaften einer Periode beschreiben, oftmals im Hinblick auf das Ernteergebnis.
Januar muss vor Kälte knacken,
wenn die Ernte soll gut sacken.
Die Erde muss ihr Bettuch haben,
soll sie der Winterschlummer laben.
Februar Schnee und Regen
deuten an den Gottessegen.
Februar mit Sonnenschein und Vogelsang
macht dem Bauern angst und bang.
Was ein richtiger März ist,
soll eingehen wie ein Löwe
und ausgehen wie ein Lamm.
Mai kühl und nass
füllt Scheune und Fass.
Recht zuverlässig kann man mit der so genannten Schafskälte Ende Mai / Anfang Juni rechnen – seit langem bekannt, aber ohne passenden Reim.
Einige Bauernregeln basieren auf der Beobachtung von Pflanzen und Tieren. Durch Beobachtung der lokalen Verhältnisse lassen sich weitere Regeln finden.
Wenn das Laub noch im Oktober sitzt am Baum,
fehlt ein strenger Winter kaum.
Wieder andere Bauernregeln beschreiben vor allem die Auswirkungen des Klimas zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Nichts kann mehr vor Raupen schützen,
als im Oktober Eis auf Pfützen.
Oder sie geben Hinweise auf günstige Termine zum Gärtnern. Solche Regeln sind am wenigsten umstritten und können heute noch jederzeit als gereimte Gedächtnisstützen für die Gartenarbeit dienen.
Wer Dicke Bohnen und Möhren will essen,
darf St. Gertraud (17.3.) nicht vergessen.
Legst du die Kartoffel im März,
treibst du mit ihr Scherz.
Der Hundertjährige Kalender
Wenn es um den Wettereigenschaften eines Jahres geht, wird häufig und gerne der Hundertjährige Kalender zitiert. Er basiert auf den Aufzeichnungen von Abt Mauritius Knauer aus den Jahren 1652 bis 1658. In die Sorgfalt seiner Beobachtungen mischte sich damals die Überzeugung, dass der Charakter eines Jahres von den damals bekannten Planeten geprägt würde und sich daher der Verlauf in siebenjährigem Rhythmus wiederholte. Das kann nach heutigem Wissensstand eigentlich nicht funktionieren. Dennoch schwören immer noch viele Menschen auf die tendenzielle Richtigkeit der Aussagen.