Nach Gefühl oder nach Zahlen? So düngen sie richtig!

Publiziert in Aktuelles

In meiner Praxis sehe ich oft Gärten, die entweder stark überdüngt sind oder das glatte Gegenteil: regelrecht ausgehungert. Wie kommt es dazu?
Eine Kolumne von Pflanzenärztin Dr. Tina Balke


Tina BalkeDr. sc. agr. Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profi-Gärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet eine Online-Beratung und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Vor-Ort-Termine an. www.die-pflanzenaerztin.de  

In beiden Fällen gibt es eine Gemeinsamkeit: Die Düngung war nach dem Gefühl des Hobbygärtners erfolgt und richtet sich nicht nach Zahlen und Fakten. Und das gilt sowohl für denjenigen, der einen Sack blau-gekörnten Universaldünger oder eine Schubkarre voll Kompost verwendet.

Der eine Gärtner fühlt „Viel hilft viel“ und der andere fühlt „Keep cool, meine Pflanzen holen sich schon das aus dem Boden, was sie benötigen“. Sie ahnen schon, dass beide Fälle so nicht passieren sollten. Warum?

>>> Bei einer sogenannten Luxusversorgung (d.h. Überdüngung) wird die Pflanze zwar ausreichend mit Nährstoffen versorgt, gleichzeitig wirkt sich der Überschuss jedoch negativ auf die Gesundheit der Pflanze aus.

Was passiert bei einer Überversorgung beispielsweise mit dem Hauptnährstoff Stickstoff?

Das pflanzliche Gewebe entwickelt sich schwammig und bietet damit ideale Eintrittspforten für Krankheitserreger wie Pilze. Auch Blattläuse fühlen sich von derart überdüngten Pflanzen magisch angezogen, weil deren Saft so schön zuckerhaltig ist. Zudem können sie die Zellen viel einfacher anstechen, da das Gewebe der Pflanzen nun weicher ist.

Für den Hobbygärtner entstehen bei einer Luxusversorgung der Gartenpflanzen unnötige Kosten:

  • Für Dünger, der nicht notwendig war und zudem durch Auswaschung in unsere Gewässer zu einer Umweltbelastung führt.
  • Für Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen.
  • Oder für den Kauf von neuen Pflanzen, weil sich die bestehenden nicht mehr erholt haben.

Und wie ist es bei einer Mangelversorgung?

Der Boden hält zwar einen gewissen Vorrat an Nährstoffen parat. Allerdings ist auch die vollste Speisekammer irgendwann geleert, wenn dort stetig etwas herausgenommen wird. So verbraucht jede Pflanze nach und nach die Nährstoffe aus dem Bodenvorrat.

Woran erkennen Sie bei ihren Pflanzen eine Mangelversorgung mit Nährstoffen? Hier ist die Palette der Symptome groß:

Um beim Beispiel Stickstoff zu bleiben, so erkennt man einen Mangel an diesem Nährstoff besonders gut an Folgendem:

  • Die Pflanze wächst kaum, es entstehen keine neuen Triebe und es werden wenig Blüten ausgebildet
  • Die älteren Blätter der Pflanze vergilben flächig, manchmal ist auch die gesamte Pflanze davon betroffen.
  • Krankheiten und Schädlinge breiten sich vermehrt aus, da diese auf den geschwächten Exemplaren ein leichtes Spiel haben.

Was passiert, wenn sie nicht düngen, können sie schnell bei einer Topfpflanze beobachten. Aus dem begrenzten Bodenvolumen des Topfes werden die Nährstoffe ziemlich schnell aufgebraucht. Dann kränkeln die Pflanzen vor sich hin und landen aufgrund ihres Aussehens meistens im Müll. Auch in diesen Fällen entstehen Kosten für Pflanzenschutzmittel und den Kauf neuer Pflanzen, die eigentlich nicht sein müssten.

Bei manch einem wird sich der Verdacht einschleichen, er habe einfach „keinen grünen Daumen“. Da möchte ich Sie beruhigen: Dem ist nicht so! Jeder kann hier leicht Abhilfe schaffen. Und wie?

Probennahme 2 webTatsache ist: Pflanzen haben Hunger und sind auf eine regelmäßige und bedarfsgerechte Düngung angewiesen. Da Sie ihrem Gartenboden ja nicht ansehen können, wie viele Nährstoffe drin sind, müssen Sie das untersuchen lassen. Dazu entnehmen Sie in Ihrem Garten eine Bodenprobe und schicken diese in ein Speziallabor zur Analyse. Aus den Ergebnissen lässt sich dann ableiten, welche Nährstoffe ihre Pflanzen zukünftig benötigen und in welchen Mengen. Es reicht vollkommen aus, eine solche Untersuchung alle 3–5 Jahre durchzuführen, denn die Mühlen des Bodens mahlen langsam.

Jetzt im Herbst ist übrigens ein guter Zeitpunkt für solch eine Untersuchung des Status quo. Die Nährstoffvorräte aus dem Sommer wurden von den Pflanzen verbraucht. Zudem sind die Wintermonate gut geeignet, in Ruhe einen konkreten Düngeplan für die kommende Gartensaison zu berechnen oder einen Experten damit zu beauftragen. Detailliertere Informationen hierzu finden sich in Gartenbüchern oder im Internet.

infoiconIn eigener Sache: Als Pflanzenärztin biete ich diesen Service ebenfalls an. Der wird gerne genutzt, wenn man in dem Dschungel an Informationen nicht weiterkommt oder es bei der richtigen Interpretation eines vorgeschlagenen Düngeplans hapert.

Meine Empfehlung: Düngen Sie regelmäßig und bedarfsgerecht! Das ist aus ökologischen und ökonomischen Gründen einfach sinnvoll. Der zeitliche Aufwand und die Kosten für eine Bodenuntersuchung sind überschaubar. Der Einsatz wird sich langfristig rentieren, weil sie damit Kosten und Mühen sparen. Und ihre Pflanzen werden es Ihnen danken, weil sie gestärkt sind und einfach wieder gut aussehen.

Dr. Tina Balke