Dr. sc. agr. Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profi-Gärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet eine Online-Beratung und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Vor-Ort-Termine an. www.die-pflanzenaerztin.de |
Es wird beispielsweise empfohlen, man solle
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locker aufgeschichtetes Reisig anhäufen, unter dem Tiere Unterschlupf finden,
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Samenstände und Früchte an Stauden und Gehölzen im Winter stehen lassen, von denen sich Vögel und Nager ernähren können oder
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auf den Beeten Mulchschichten aus gesundem Laub verteilen, um die Bodenorganismen vor den winterlichen Witterungseinflüssen zu schützen.
Das Ziel dieser Maßnahmen ist, durch eine gezielte „Unordentlichkeit“ die nützlichen Insekten und Kleintiere zu unterstützen und dauerhaft in ihrem Garten zu halten. All diese Empfehlungen finde ich sehr gut und sinnvoll.
Aus meiner Sicht als Pflanzenärztin möchte ich diese Empfehlung erweitern: Die richtige Ordnung im Garten ist allerdings auch durchaus sinnvoll!
Was meine ich damit? Stellen sie sich mal einen Kindergarten vor: Es wuselt da nur so von kleinen Kindern, die auf dem Teppichboden herumkrabbeln. Einige von ihnen sind gesund und andere haben, passend zur Saison, eine schniefende Nase. Die Erzieherinnen sind gut damit beschäftigt diese Nasen zu putzen. Hier würde keiner auf die Idee kommen, so ein benutztes Taschentuch einfach auf dem Teppichboden liegen zu lassen – die Gefahr wäre viel zu groß, dass sich dadurch die Erkältungserreger ungehindert verbreiten können und andere Kinder sich anstecken.
Genauso verhält es sich mit den Blättern in ihrem Garten. Viele Schadorganismen überwintern in oder auf den abgefallenen Blättern. Das sind dann gleich die typischen Infektionsherde für das kommende Frühjahr. Spinnmilben und Minierfliegen (z.B. an Kastanien, Stechpalme/Ilex und Kirschlorbeer) verstecken sich im Laub und überstehen dort geschützt auch eisige Temperaturen. Hartnäckige Pilzsporen wie Sternrußtau und Rost an Rosen oder Apfelschorf starten von infizierten Laubblättern ihren Siegeszug in die neue Gartensaison. Dasselbe gilt für die gut erkennbaren, verschrumpelten Fruchtmumien an Bäumen, die mit dem Moniliapilz befallen sind. Wer regelmäßig Besuch von der Kirschessigfliege bekommt, die ja vor kaum einer Obstfrucht halt macht, sollte konsequent alle Früchte wegräumen.
Meine Empfehlung: Machen sie doch jetzt im November einen Rundgang durch ihren Garten. Dabei räumen sie all das aus ihrem Garten weg, was offensichtlich krank und befallen ist oder für sie so aussieht. An dieser Stelle können sie ruhig etwas penibel sein. Zusammen mit den bereits erwähnten Empfehlungen zur gezielten Unordentlichkeit in ausgewählten Gartenbereichen erreichen Sie damit viel für die Gesundheit ihrer Pflanzen – und können der kommenden Gartensaison umso entspannter entgegen sehen.
Dr. Tina Balke