Aus die Laus!

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Aus die Laus! PollyDot / Pixabay

Im Garten haben wir momentan noch etwas Ruhe vor den Blattläusen. Sobald es jetzt im April jedoch wärmer wird, werden sie wieder zahlreich unsere Pflanzen besiedeln. Die Maßnahmen, mit denen wir die Kopfläuse und die Blattläuse wieder loswerden, ähneln sich.
Eine Kolumne von Pflanzenärztin Dr. Tina Balke


Tina BalkeDr. sc. agr. Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profi-Gärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet eine Online-Beratung und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Vor-Ort-Termine an. www.die-pflanzenaerztin.de  

Die „tollen Tage“ des Karnevals sind längst vorbei. Zurück bleiben meistens lustige Erinnerungen. Allerdings wird manch einer weniger schöne Gedanken daran haben. Denn neben dem Spaßfaktor dieser Veranstaltungen bieten solche Menschenansammlungen auch eine gute Plattform zur Ausbreitung von Krankheitserregern oder Ungeziefer. Oft erreicht die jährliche Grippewelle in dieser Zeit ihren Höhepunkt. Zudem kommen wir uns auch beim eng eingehakten Schunkeln mit unseren Köpfen näher – und somit haben es Läuse leicht, von Mensch zu Mensch zu wandern. Auch sie erleben dann eine Hochsaison!

Im Garten haben wir momentan noch etwas Ruhe vor den Blattläusen. Sobald es jetzt im April jedoch wärmer wird, werden sie wieder zahlreich unsere Pflanzen besiedeln. Die Maßnahmen, mit denen wir die Kopfläuse und die Blattläuse wieder loswerden, ähneln sich. Wir können beispielsweise mechanisch-physikalisch gegen sie vorgehen: Blattläuse lassen sich gut von den Pflanzen mit einem kräftigen Wasserstrahl abspülen und stark befallene Pflanzenteile können einfach abgeschnitten werden. Beides führt meistens schon zu einer ausreichenden Reduktion der Schädlingspopulation.

Anders dagegen bei den Kopfläusen. Hier können wir keine einzige Laus in unseren Haaren tolerieren. Ausspülen mit Wasser ist wenig effektiv und es ist auch nicht jedermanns Sache sich in dieser Situation eine Glatze zu scheren, um die Kopfläuse damit konsequent und schnell loszuwerden. Also müssen wir andere Maßnahmen ergreifen. Beispielsweise mit einem speziellen Shampoo auf Ölbasis. Die Wirkung einer solchen Behandlung ist auch eine physikalische. Denn die Atmungsöffnungen der Insekten werden von dem Wirkstoff verklebt, so dass die Insekten ersticken.

Analog dazu wirkt ein ölhaltiges Pflanzenschutzmittel bei den Blattsaugern. Empfehlenswert sind Präparate auf der Basis von Rapsöl, da sie besonders umweltfreundlich sind. Diese erhalten sie in jedem gut sortierten Fachhandel. Solche Mittel sind zudem so gemischt, dass die Wirkung auf die Läuse optimal ist, ohne dabei die Pflanze zu schädigen. Bitte kommen Sie daher nicht auf die Idee, eine Flasche Rapsöl aus ihrer Küche zu holen und auf der Pflanze zu verteilen: Damit tun sie ihrer Pflanze nichts Gutes, weil die lebensnotwendigen Poren der Blätter durch das Öl verstopft würden.

Wenn wir schwerere Geschütze gegen diese Insekten auffahren wollen, dann kommen wir schnell in die Gruppe der Stoffe, die chemisch wirken. Dazu gehört ein Pflanzenschutzmittel, das einen natürlichen Ursprung hat und daher als Bio-Produkt angesehen werden kann.

Tanacetum cinerariifolium Jasenka TopicKleiner Exkurs:
Der Stoff nennt sich Pyrethrum und ist der Blütenextrakt einer bestimmten Chrysanthemen-Art. Bereits die Römer kannten die Wirkungsweise dieser Pflanze, der Dalmatinischen Insektenblume, und wussten sich bei einem Befall mit Kopfläusen zu helfen. Sie zerrieben die getrockneten Blütenköpfe zu einem Pulver und bekämpften damit die lästigen Gesellen in ihren Haaren.
Bild rechts: Dalmatinische Insektenblume (Tanacetum cinerariifolium) Nachweis: Saxifraga / Jasenka Topic

Heutzutage kommen übrigens immer noch Produkte aus demselben Pflanzenextrakt bei uns Menschen zum Einsatz.

Dieses Bio-Pflanzenschutzmittel hat es jedoch ganz schön in sich, denn es wirkt auf alles Krabbelnde mit sechs oder acht Beinen durch einen sofortigen Knock-Out. Es tötet also nicht nur die Schädlinge, sondern auch Nützlinge ab. Andere Kaltblüter wie Fische oder Reptilien werden durch dieses Nervengift ebenso geschädigt.

Daher sollten Sie dieses Mittel mit Bedacht anwenden: Bitte nur in Ausnahmefällen, wenn alle anderen Maßnahmen versagen! Und dann nur punktuell auf Einzelpflanzen und nicht großflächig im Garten verteilen. Wenn Sie das beachten, dann gilt „Aus die Laus“ auch wirklich nur für die Laus – und nicht auch noch für Tiere, die sie gar nicht bekämpfen wollten.

Dr. Tina Balke