Gezielt eingreifen mit dem Sommerschnitt

Publiziert in Schnitt

Mit dem Obstbaumschnitt bringt man traditionell den Winter in Verbindung, doch viele Vorteile sprechen zumindest für einen zusätzlichen Schnitt in den Sommermonaten.


  • Während der Wachstumssaison kann man den Wuchs am konkretesten lenken und die Fruchtentwicklung fördern.
  • Die Schnittwunden werden im sommerlichen Stoffwechsel schneller überwachsen.
  • Beim Steinobst sowie bei Beerensträuchern ist der Sommerschnitt bereits bewährt.


Ein fachgerecht durchgeführter Schnitt fördert die Vitalität und die Fruchtbildung von Obstbäumen und -sträuchern. Gegenüber dem gewohnten Terminplan ist der Sommerschnitt ein Sonderfall, der jedoch in Fachkreiusen immer mehr Fürsprecher gewinnt.

Die Beerenträucher lassen sich gleich nach der Ernte auslichten. Aber auch bei einigen Baumobstarten hat sich der Sommerschnitt durchgesetzt. Bei Steinfruchtarten ist er schon seit längerem bewährt. Dadurch kann man die Menge der Früchte steuern, die verbliebenen werden besser belichtet und wachsen gesünder weiter. Außerdem gewährleistet der vitale sommerliche Stoffwechsel einen rascheren Wundverschluss.

Gründe für den Sommerschnitt

Formbildende Schnittmaßnahmen sind im Sommer bei voller Belaubung der Bäume nur schwer zu realisieren. Das Auslichten dagegen ist sehr gut möglich.

Ein Schnitt im Sommer schränkt das Triebwachstum ein, Blüten- und Fruchtbildung werden gefördert. Auch die Qualität des heranreifenden Obsts kann dieser Schnitt fördern: Besser ernährte, belichtete und belüftete Früchte färben besser aus und sind widerstandsfähiger gegen Fäulnis oder Pilzbefall.

Vor allem aber: Im Vergleich zum Winterschnitt können die Wunden rascher verheilen! Da die Gehölze im Sommer in vollem Saft stehen, setzen sofort Abwehrmechanismen und Wundholzbildung ein, wodurch der Eintritt von Krankheitserregern verhindert wird.

infoiconDer richtige Zeitpunkt
Bei zu frühem und zu starkem Sommerschnitt besteht die Gefahr, dass ruhende Knospen erneut durchtreiben. Die Neutriebe bilden dann keine Blütenknospen mehr aus, was einen geringeren Ertrag im nächsten Jahr zur Folge hat.

Zielsetzungen des Sommerschnitts

Beim Belichtungsschnitt werden neben kranken vor allem diesjährige Triebe entfernt, die sehr steil und nach innen wachsen. Wenige Wochen vor der Ernte kann man einjährige Triebe entfernen, die heranreifende Früchte beschatten. Damit jedoch die frisch freigeschnittenen Früchte keinen Sonnenbrand bekommen, sollte dieser Schnitt bei bewölkter Witterung erfolgen.

Die noch grünen Wasserschosser werden am besten per Hand am Ansatz herausgerissen. Dadurch entfernt man auch die schlafenden Augen am Triebansatz, und sie können nicht erneut austreiben.

Bei Obstgehölzen mit starken Ertragsschwankungen kann ein Augustschnitt die Erziehungsmaßnahmen im Winter ersetzen. Dabei werden alle Triebe und Astpartien entfernt, die den lockeren und lichten Kronenaufbau stören.

Auch die Höhe des Baumes lässt sich damit regulieren. Die reduzierte Blattmasse bremst den Wuchs und fördert die Fruchtholzbildung im Folgejahr. Außerdem wird aufgrund der verringerten Konkurrenz des Blattwerks die Mineralienversorgung, und somit die Qualität der heranreifenden Früchte, verbessert.

tippiconBei stark fruchtbehangenen Bäumen muss vorsichtig, bei schwächer tragenden Bäumen darf kräftiger geschnitten werden.
Zu stark wachsende Triebe lassen sich wirkungsvoll bremsen, indem man ihre Spitze mit den Fingernägeln ausknipst.

Der Schnitt bei den einzelnen Arten

Bei den Steinobstarten kann ein Sommerschnitt den Winterschnitt ersetzen. Süß- und vor allem Sauerkirschen leiden zu diesem Zeitpunkt nicht unter Gummifluss. Vor allem bei Sauerkirschen ist es sinnvoll, die abgetragenen Fruchtpeitschen während oder nach der Ernte auf junge Austriebe zurückzunehmen.Versäumt man diesen Schnitt, dann bilden sich lange Peitschentriebe mit wenigen Früchten.

Beim Kernobst (Apfel, Birne usw.) gilt traditionell die Winterzeit als bester Schnitttermin. Aber der Sommerschnitt kann eine nützliche Ergänzung sein.

Auch bei den Beerensträuchern bietet es sich an, den Schnitt nach oder gleich mit der Ernte vorzunehmen. Hauptsächlich sind überalterte, zu dicht stehende und kranke Leittriebe herauszunehmen, ebenso alle Durchtriebe der Unterlage.

Bei den Schwarzen Johannisbeeren ist die Neubildung der fruchttragenden einjährigen Triebe zu fördern.

Bei den Himbeeren, nimmt man kranke und abgetragene Triebe bis zum Boden heraus, bei Brombeeren Achseltriebe auf wenige Knospen zurück. Neutriebe sind am Gerüst zu befestigen.


Schnitt-Tipps

  • Beim Spalierobst sollte man die Seitentriebe auf drei Blätter einkürzen.

  • Der Walnussbaum muss nur selten geschnitten werden. Falls es doch einmal notwendig ist, kann dies im August geschehen. Anschließend Wunden sorgfältig behandeln!

  • Bei jungen und schwach wachsenden Gehölzen ist ein Sommerschnitt nicht sinnvoll, da er das Wachstum bremst.

  • An heißen Tagen mit hoher Sonneneinstrahlung muss wegen Sonnenbrandgefahr auf bewölkte Tage ausgewichen werden. Bei feuchter Witterung sollte wegen erhöhter Pilzinfektionsgefahr ebenfalls auf das Schneiden verzichtet werden.

  • Achten Sie darauf, dass sich keine brütenden Vögel oder Insektennester im Baum befinden!