Vor ein paar Jahren hatte sich schon einmal, nur 2, 3 m entfernt, ein Hornissennest in einem alten Vogelkasten angesiedelt. Bei genauem Hinsehen aber stellte ich fest, dass sich die Tiere im Strauch verteilen und an verschiedenen Zweigen zu schaffen machen. Meine erste Vermutung, dass sie Material für den Nestbau besorgen, fand ich durch Informationen aus dem Internet widerlegt: Sie knabbern zwar tatsächlich mit ihren kräftigen Beißzangen die Rinde fingerdicker Triebe ab – aber mit dem Ziel, an den süßen Zuckersaft zu gelangen. Der ist äußerst energiereich und wird gerne bei der Aufzucht an die Larven verfüttert. Der Flieder gehört neben Eschen und Obstbäumen zu den beliebtesten Opfern durch dieses sogenannte Ringeln, vermutlich aufgrund seiner weichen, saftreichen Rinde. Dabei entstehen mitunter größere Wunden, aber die werden bald wieder überwallt, so dass der Flieder nicht daran eingeht.
Das Hornissennest damals hatte zwar Respekt eingeflößt, doch sonst auch keinerlei Schäden angerichtet. Zum Glück sind wir eher kleinwüchsig und kamen nicht in Konflikt mit der Ein- und Ausflugschneise des in 2,50 m Höhe befindlichen Kastens. Und ohne solche Konfliktursachen sind die Insekten, die wie große Wespen aussehen, eher friedlich. Ihr Stich wäre zwar relativ schmerzhaft, aber nicht so giftig, wie uns das manche Legende weismachen will.
Hornissen sind sogar recht nützlich, weil sie andere, häufig schädliche Insekten vertilgen. Da sie unter Artenschutz stehen, dürfen ihre Nester nicht zerstört werden. Grundsätzlich ist eine Umsiedlung des Hornissenvolks möglich, doch dazu ist zuvor die Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde einzuholen.