Hilfe, meine Thujen sind braun!

Publiziert in Aktuelles

Neulich erreichte mich eine E-Mail aus Norddeutschland. Ein Gartenbesitzer fragte mich nach dem Grund, warum die Nadelspitzen seiner Lebensbäume (Thuja) braun geworden sind.
Eine Kolumne von Pflanzenärztin Dr. Tina Balke


Tina BalkeDr. sc. agr. Tina Balke ist Pflanzenärztin. An sie wenden sich Garten- und Zimmerpflanzenbesitzer ebenso wie Profi-Gärtner, die Probleme mit erkrankten oder schädlingsbefallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese wieder loswerden. Die Diplom-Agraringenieurin und promovierte Phytomedizinerin bietet eine Online-Beratung und in der Region Bodensee-Oberschwaben auch Vor-Ort-Termine an. www.die-pflanzenaerztin.de  

Er hatte schon Einiges unternommen, um eine Antwort darauf zu erhalten. Zum Beispiel durch Nachfragen im Gartencenter vor Ort, Herumhören in der Nachbarschaft und in diversen Medien wie Internet, Zeitschrift und Büchern. Die vielen Informationen, die er dort bekam, verwirrten ihn allerdings mehr, als dass sie für ihn zu einer Klarheit führten.

Er erkannte, dass es eine große Palette an tierischen, pilzlichen und menschlichen Ursachen gibt, die Schäden an Lebensbäumen verursachen. Auch Umwelteinflüsse wie Kälte oder Trockenheit, Bodenfaktoren und Nährstoffversorgung können eine nicht unwesentliche Rolle für eine Nadelverfärbung spielen.

Das ist ein exemplarischer Fall, wie er in meiner täglichen Praxis auftritt. Um ihm helfen zu können, muss ich als Pflanzenärztin oft Detektiv spielen: die passenden Fragen stellen, das „Objekt“ und deren Umfeld auf „Spuren“ untersuchen, die verschiedenen Schadbilder im Kopf haben, um dann aus all diese Informationen die richtige Schlussfolgerung zu ziehen. Mal gelingt das schnell ohne großen Aufwand, z.B. mit Hilfe einer Lupe, manchmal gestaltet sich die Sache aufwendiger und es bedarf einer Labordiagnose. Mittlerweile gibt es für den Einsatz vor Ort Schnelltests (Teststreifen), mit deren Hilfe direkt im Garten ein Nachweis z.B. auf einen pilzlichen Erreger möglich ist. Allerdings sollte unbedingt ein genauer Verdacht bestehen, um welchen Erreger es sich handeln könnte, um dann den dafür passenden Teststreifen auswählen zu können. Ein unspezifisches „herumtesten“ kann sonst nämlich teuer werden. Zudem ist es wichtig zu wissen, an welcher Stelle der Pflanze oder des Bodens eine Probe zu entnehmen ist, um überhaupt an das Erregermaterial für einen Nachweis zu gelangen.

In dem Fall aus Norddeutschland konnte ich dem Gartenbesitzer auch aus der Ferne weiterhelfen. Bei einem vereinbarten Telefontermin stand er mir direkThuja2t aus seinem Garten per Handy Rede und Antwort.

Er kontrollierte beispielsweise die Nadeln auf Fraßgänge oder kleine Eier von Insekten. Er schaute nach schwarzen Flecken, die auf Fruchtkörper eines Pilzes hinweisen, und nach weiteren von mir beschriebenen Symptomen. Nachdem „alles unauffällig“ war, bat ich Ihn um ein weiteres Foto, das mir einen Blick hinter die Hecke ermöglichte. Und siehe da, dort war der Übeltäter begraben: Sein Nachbar hatte vor einiger Zeit eine Änderung vollzogen – eine Kiesaufschüttung direkt an der Grundstücksgrenze! Die Trockenheit, die besonders in diesem Jahr in dieser Region langanhaltend war, hatte den Bäumen den Rest gegeben und zu diesem Schaden geführt. Der ohnehin durstige Lebensbaum konnte sich mit dem nun nur noch „einseitigen“ Wasserangebot nicht mehr ausreichend versorgen.

Durch vorsichtige Schnittmaßnahmen und bei einer zukünftig gezielten Bewässerung wird der Gartenbesitzer hoffentlich noch lange Freude an seiner grünen Hecke haben. Zudem war er froh, dass dank der technischen Unterstützung so zügig die Ursache seines Problems gefunden werden konnte. Und ich habe mich gefreut, bei diesem netten Klön-Schnack mal wieder den Dialekt aus dieser Gegend zu hören.

Dr. Tina Balke

 

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