Die Schlehe spendet Stärke und Vitalität

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November ist die Zeit des Abschieds vom bunten Sommer und vom Herbst, die Zeit auch des Begrüßens von gemütlichen inneren Räumen. Da leuchtet ein Tasse Schlehentee oder ein Gläschen Schlehenlikör ganz besonders purpurrot und wärmt unsere Seele und unseren Bauch. Schlehe schenkt uns Kraft und Tiefblick.
Eine Kolumne von Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg


Adelheid Lingg2017Adelheid Lingg's Seminare und Vorträge über das Wesen und die heilenden Kräfte der Pflanzen werden hoch geschätzt - auch auf den Gartentagen Lindau begeistert sie seit Jahren eine eingeschworene Fangemeinde. Die staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsführerin betreibt eine Gesundheitspraxis, ist erfolgreiche Buch-Autorin und vielen auch als Kräuterexpertin des Bayerischen Fernsehens bekannt. www.die-leda.de

Schlehe, Schlehdorn (Prunus spinosa)
Familie der Rosengewächse

Die Schlehe war seit ältester Zeit Schutz- und Nahrungsgehölz und schon in der Jungsteinzeit ein Wegbegleiter der Menschen. Der bis zu 3 m hohe, stark verzweigte Strauch liebt kalkige Böden, sonnige Berghänge oder Waldränder und kann ein ehrwürdiges Alter bis über 500 Jahre erreichen. Wenn er sich seinen Standplatz aussuchen kann, sucht der Schlehdorn zum Wachsen oft Reizzonen aus und wandelt die gestörten Energien um. Der Strauch wurzelt tief und verbindet sich gut mit der Erde, was ihn für Heckenpflanzungen oder für erosionsgefährdete Hänge besonders geeignet macht.

Bereits Ende März oder Anfang April erscheinen auf den schwarzen, verwobenen, an der Spitze mit starken Dornspeeren bewehrten Zweigen wie ein überirdischer Hauch tausend zarte, schneeweiße Blüten. Doch nur sehr kurz, höchstens 3 Tage währt die weiße Blütenpracht – und sie verweht im Wind, als wäre sie nie dagewesen.

„Erst wenn der Schwarzdorn blüht, der Winter vom Land ganz auszieht“

Bis Spätherbst entwickeln sich die roh und herb schmeckenden kleinen Steinfrüchte, färben sich tief dunkelblau und belegen sich mit einem zarten Reif. Frost, möglichst mehrere Nächte lang, macht die Beeren erst genießbar und eröffnet die Schlehen-Sammelzeit.

 

Anwendungen und Tipps

Zubereitungen aus dem Schlehdorn sind voll Erneuerungskraft, Stärke und Vitalität.

Tee aus den Blüten (Heißaufguss) wirkt harn- und schweißtreibend. Er ist ein vortreffliches Mittel bei Verstopfung, zur Blutreinigung, heilt unreine Haut, auch Hautausschläge (besonders bei Kindern), stärkt den Magen und hilft Fieber zu senken.
Zusammen mit Gänsefingerkraut (Potentilla anserina) hilft der Tee, Bauchkrämpfe zu lösen.

Tee aus den Triebspitzen der Schlehe im Frühjahr regt den Kreislauf an, regeneriert und spendet Kraft.

Tee aus den Beeren regt den Appetit an durch Steigerung der Magensaftsekretion; außerdem zum Gurgeln bei Zahnfleischbluten.

Tipp: Tee bei Nierenleiden
Schlehenfrüchte, Hagebutten und Haferstroh zu gleichen Teilen mischen. Davon 3 Tassen pro Tag trinken.

Tee aus der Rinde (Kaltauszug) heilt Herzasthma.

Blütenessenz stabilisiert die Emotionen und bringt Hoffnung und Freude zurück. Sie bringt Licht in die dunkle Nacht der Seele. Bei niedrigem Blutdruck, Kreislaufschwäche, Teilnahms- und Lustlosigkeit sowie Burn-out-syndrom gibt sie Spannkraft und Vitalität zurück.

Die Tinktur aus den Beeren hat eine stark adstringierende (zusammenziehende) Wirkung. Unterstützend ist sie einsetzbar bei Schließmuskelschwäche sowie bei Bettnässen. Das in den Beeren enthaltene Rutin erhöht die Muskelspannung der Venen und kräftigt diese. Sie schützt die Gefäßzellen vor Abbau.

Adelheid Lingg